MBEM e.V. ist Deutschland und der Welt unterwegs. Auf der Suche nach Ideen und Anregungen für Münchens zukünftige Bier Erlebnis Welt. Erfahren Sie mehr zu den aktuellen Trends aus Unterhaltung und der internationalen Museumswelt. MBEM e.V. nimmt im Museums-Check die Welt der Museen unter die Lupe - stets auf der Suche nach Inspirationen für Münchens zukünftige Bier Erlebnis Welt.
Ablösung für die Audio-Guides: Digitale Bildschirme
Seit Jahren begleiten Audio-Guides, die wir uns ans Ohr halten eine etablierte Form der elektronischen Museumsführung. Wer kennt es nicht: Ein falscher und versehentlicher Knopfdruck und plötzlich passen die Erzählungen nicht mehr zum jeweiligen Standort. Statt Information waren Audioguides stets auch ein Anlass für Frust und wenig erhebende Museums-Erlebnisse.
Diesen Mangel an BesucherInnen- und NutzerInnen freundlicher Technologie haben Museen in aller Welt schon lange erkannt. Mit der Eröffnung des One World Observatory in New York 2014 präsentierte das dortige Team eine echte Innovation.
Der sog. „Digital Skyline Guide“ bildete vor 10 Jahren echte Neuerungen. Mit dem robusten Flachbildschirm in den Händen erkennt das Gerät automatisch den derzeitigen Blickwinkel auf die New Yorker Skyline. Rote Markierungen auf dem Bildschirm zeigen an, zu welchen Gebäuden, Attraktionen oder Gegenden es weitere, digitale Informationen gibt. Sogar ein Hubschrauberflug über die Hochhäuser der Stadt ist dort zu entdecken.
Das Gerät hilft auf intuitive Weise, mehr über markante Bauwerke zu erfahren. Eine digitale Entdeckungsreise über den Dächern der Stadt. Großartig!
Die Vielfalt der eingebundenen, digitalen Informationen ist vielfältig. Es gibt viel zum Antippen, Lesen und Staunen. Zahlen, Daten, Fakten zu Häusern und New Yorks Kulturen, Geschichten und Architekturen gibt es genügend. Die MacherInnen haben ganze Arbeit geleistet. Der Digital Skyline Guide ist beeindruckend und in seiner Form einzigartig.
Besonderen Eindruck hinterließ die stattliche Größe des Bildschirms. Der Digital Guide ist größer als in Pad. Die technische Umsetzung fiel ebenso lobenswert ins Auge oder hielt sich bestens in der Hand. Der Digital Skyline Guide ist eine spezielle Anfertigung. Alles wirkt äußerst robust und wenig technisch anfällig. Sehr cool umgesetzt. Aber sicher nicht gerade billig in Planung, inhaltlicher Umsetzung und technischer Realisierung.
Herausforderung: Technologie altert – schnell
Allerdings bietet jede moderne Technologie bekannte Schattenseiten. Die Kosten für die Erstellung der Technik und der Inhalte verursachte relativ hohe Investitionen. So hat sich seit der Einführung vor 10 Jahren wenig an dem „Digital Skyline Guide“ geändert. Die angebotenen Informationen sind spannend und hilfreich und doch: Das Gerät wirkt inzwischen nicht mehr „auf dem letzten Stand“.
Leider ist die Anzahl der eingebundenen Informationsfelder limitiert und in jeder Blickrichtung auf der 360° Aussichtsfläche werden BesucherInnen Gebäude entdecken zu denen sie mehr zu erfahren wünschten: Doch der Digital Guide verfügt eben nur über Informationen zu den auf dem Bildschirm markierten Elementen. New Yorks Attraktionen und BesucherInnen sind derart vielfältig, dass hier sicher die eine oder andere eher enttäuscht wird, eben nicht mit dem Digital Guide erfahren zu können, um welches Gebäude es sich „dort hinten“ oder „hier vorn“ handelt. Sehr schade.
Auch wirken die angebotenen Inhalte zu den jeweiligen, markierten Attraktionen eher übersichtlich und zu begrenzt Heutzutage haben BesucherInnen eben äußerst individuelle Interessen, Fragen oder Unterhaltungswünsche.
Kurzum: es wird schnell klar, wenn der Digital Guide erstmals auf die Skyline gerichtet wird, dass die Inhalte eben vor mehr als 10 Jahren definiert und aufbereitet wurden. Auch technisch kann der Digital Guide mit einem modernen Mobilgerät nicht mehr mithalten.
Anforderungen moderner Erlebnis-Guides
Mobile Erlebnis Angebote, die wir auf unseren Mobilgeräten sofort und fast überall abfragen oder nutzen können, sind mannigfaltig, divers und vielfältig. Hier als Erlebnis Betreiber mitzuhalten ist eine ständige Herausforderung.
Als wir den Digital Guide in Händen hielten, wünschten wir uns einen höheren Grad an Interaktivität. Wie wäre es direkt Fragen stellen zu können? Zum Beispiel auch „wo befindet sich der Stadtteil Brooklyn?“ Als Antwort führt das Gerät zum „richtigen“ Ausblicks-Standort. Die Einbindung von aktuellen Ereignissen oder sogar Hinweise zu New Yorker Museen oder aktuellen Veranstaltungen/ Ausstellungen fehlt komplett. Auch wäre wünschenswert, dass NutzerInnen wählen könnten, welche Art von Infos sie am meisten interessieren: Geschichte? Architektur? Unterhaltung? Communities?
Fazit
Die Idee des Digital Skyline Guides begeistert. Wer sich an alte Fernrohre erinnert, erkennt den vom One World Observatory geleisteten Quanten-sprung. Im Vergleich bleibt der Digital Guide führend und vorbildlich. MBEM wünschte es gäbe mehrere solcher Angebote an anderen Orten.
Frankreich setzt neue Maßstäbe für digitale Museums-Begleitung
Es war in einem der berühmten und Jahrhunderte alten Schlösser an der Loire, dass wir mit Spannung erwarteten, was die Franzosen uns als digitalen Begleiter in die Hände drückten: Das HistoPad.
Das HistoPad ist eine Erfindung der französischen Firma Histovery. Zu Beginn 2024 wird das HistoPad an 26 historischen Stätten angeboten. Überwiegend in Frankreich, aber inzwischen auch in Washington USA und in Sachsen. Das HistoPad besitzt ungefähr die Größe eines kleinen iPads, ist allerdings auf Querformat ausgelegt.
Innovationen, die überzeugen
Das Beste zuerst: Das HistoPad erkennt z.T. durch die eingebaute Kamera Orte und Sehenswürdigkeiten. Ein Schwenk mit dem HistoPad kann genügen um zu weiteren Informationen und Hinweisen zu gelangen. MBEM findet dieses Feature mega!
An anderen Stellen befinden sich – oft in der Mitte von Räumen – Podeste die auf dem HistoPad die jeweiligen Themen oder eine Zeitreise laden. Alles funktioniert intuitiv und zuverlässig. Die historischen Einsichten und Fakten werden oft als Videos präsentiert. Ein besonderes Kennzeichen der HistoPad Leistungen sind animierte Zeitreisen und beeindruckende 360°Grad Illustrationen.
Zeitreisen per Click
Die Leistungen des HistoPad sind höchst relevant für die Münchens zukünftige Bier Erlebnis Welt. Die Stärke des HistoPad besteht darin „nicht mehr sichtbares“ wieder auf dem Pad erlebbar zu machen.
Selbst in leere und unvollendete Räume (wie z.B. in Schloss Chambord) führt das HistoPad vor Augen, wie es genau an jener Stelle vor vielen Jahrhunderten aussah.
Die Schlösserverwaltung Sachsen hat das erste Projekt mit dem HistoPad auf Deutsch eingeführt – für das älteste Schloss Deutschlands: Die Albrechtsburg in Meissen. Dort lebt z.B. die erste Porzellanmanufaktur wieder auf. Das HistoPad zeigt wie es im Jahr 1850 in der Appelationsstube aussah. Nicht nur als einzelnes Bild, oder als Video, sondern als „live“ 360° Grad Schwenk. Wer das HistoPad in eine Richtung des Raums richtet, sieht wie es dort aussah. Je nach Blickwinkel verändert sich die Illustration. Dies spart sehr viel Geld und macht es sogar möglich einen Raum in verschiedenen Jahren oder Jahrhunderten „live“ zu erleben. Das Schlossland Sachsen hat einen Imagefilm zu ihrem HistoPad erstellt und zeigt auch Online eine beispielhafte 360° Illustration. Mehr unter wissen.schloesserland-sachsen.
In Münchens Bier Erlebnis Welt könnten auf diese Weise z.B. mehrere der berühmten und zerstörten Bierkeller neu zum Bestaunen auferstehen.
Zukunftsweisendes Tool
In der Anwendung für die Albrechtsburg sind weitere beeindruckende Features eingebaut: Z.B. können einzelne Porzellan-Erzeugnisse mit dem Finger in jede Richtung bewegt und genau betrachtet werden. Architektonische Modelle oder schwenkbare „3-D“ Aufriss-Modelle lassen verborgene Welten entdecken.
Die Vielfalt der eingebauten Animationen, Informationen, Videos oder Modelle ist erlebenswert. Die MacherInnen in Sachsen loben zudem, dass einzelne Info-Elemente des HistoPad relativ leicht aktualisiert oder ergänzt werden können.
Moesgaard Museum, Aarhus, Dänemark: 5 von 5 Sternen (2023)
Architektur als Attraktion
Unsere nördlichen Nachbarn haben es Krachen lassen. Bereits 2014 gelang es ihnen mit einem Museumsneubau Maßstäbe zu setzen, die auch nach fast 10 Jahren nach der Eröffnung, beeindrucken. Allein das Gebäude versetzt in Staunen. Das dänische Architektenbüro Henning Larsen Architects realisierte das spektakuläre Gebäude. Riesige Dimensionen prägen das Werk. Das Betongebäude erhält durch die ausgefallene, schräge Form und die Begehbarkeit des begrünten Daches unverwechselbaren Charakter.
Bereits von Außen wirkt es wie ein Haus für gigantisches. Es braucht Körpereinsatz um das riesige, flache und grüne Dach zu erklimmen. In der Mitte lockt ein Freilicht-Café mit Sitzgelegenheiten. Bei Schnee kann das Schrägdach zum Rodeln und Skifahren genutzt werden. Beim Bau wurde von den Architekten großen wert auf die Nachhaltigkeit und die Energieeffizienz des Gebäudes gelegt.
Im Inneren des Moesgaard Museums grüßt die BesucherInnen eine Haupthalle, die ihres Gleichen sucht. Die Halle durchzieht die gesamte Länge des Gebäudes. In der Mitte liegt die gigantische Treppe, die in einer Schräge die drei Etagen des Museums direkt und eindrucksvoll miteinander verbindet.
Die Dimensionen des Museumskomplexes sind schlicht unfassbar. Als BesucherIn fühlt man sich eher klein & unbedeutend. Vielleicht ist dies auch beabsichtigt, denn das Museum selbst ist mehr als ambitioniert. Angesichts der Großartigkeit von Ausstellungen und Themen wirken wir unscheinbar.
Archäologie als Abenteuer
So begrüßt auf der gigantischen Treppe auch eine äußerst zierliche Gestalt. Es ist die Nachempfindung eines der ersten Menschen: Lucie. Diese afrikanische Dame, von äußerst kleiner Statur, ist immerhin 3,2 Millionen alt. Der historische Rahmen des Museums ist also schlicht die „gesamte Menschheit“. Mit installierten Ferngläsern können wir auf die Lucie Figur blicken und Details erfahren. Gleich danach direkt neben dieser Figur stehen zu können und jenem „fernen Wesen“ quasi in die Augen blicken zu können, ist der erste großartige Coup des Museums.
Unmittelbarkeit ist das große Ziel des Moesgaard. Das Museumskonzept ist ambitioniert, großartig und in jeder Präsentation überwältigend.
Hinter der Treppe in der Eingangshalle betreten wir fremde Welten. Die Gegenwart lassen wir zurück und tauchen ein in die archäologische Vergangenheit Dänemarks. Das Besondere: Die präsentierten Installationen laden vielfältig dazu ein die Gegenwart direkt zu erleben, zu sehen und in Teilen auch zu ertasten. Das Moesgaard verzaubert tatsächlich unsere Sinne.
Jeder Raum ein begeisterndes Museums-Erlebnis
Die MuseumsmacherInnen scheinen großen Wert auf Abwechslung gelegt zu haben. Kein Ausstellungsraum gleicht dem Anderen. An jeder Ecke, hinter jeder eingebauten Kurve lauern neue Überraschungen oder interaktive Installationen.
Das Grundkonzept bildet Dunkelheit. Wertvolle Exponate erstrahlen im Schein ausgerichteter Spotleuchten. Dunkelheit ist jedoch die Grundlage um die abwechslungsreichen und interaktiven Informations-Installationen eindrucksvoll erleben zu können. Alles ist mehrdimensional ausgestaltet. Anstatt von Info-Filmchen werden komplexe Projektionen eingesetzt um z.B. den Wandel der dänischen Landschaften über zehntausende von Jahren zu illustrieren. Nicht nur hören und sehen, sondern sich direkt einbezogen fühlen werden erreicht.
Hier einige Beispiele: BesucherInnen betreten einen Kinoraum, in dem jeder steht und plötzlich startet eine 360-Grad-Präsentation einer Schlacht der Eisenzeit (205v Chr.). Überall toben Krieger und barbarisches Gemetzel. Nur einige Minuten dauert das Spektakel und keiner verlässt diesen Raum ohne tief beeindruckt zu sein.
An anderer Stelle werden wertvolle, archäologische Funde auf dem Boden präsentiert. Quasi, als wäre die Gebeine der Menschen genau hier, gerade eben erst entdeckt worden. An einer mehrere Meter (!) langen Präsentationsfläche, direkt über den Funden, verfolgen wir mehrere kurze Filme. Allerdings mit einem Professor, der sich entlang dieser mehreren Metern Ausstellungsfläche jeweils verschiedenen archäologischen Funden widmet. Ein „fachkundiger Avatar“ erklärt Daten und Fakten, während auf der Leinwand nicht nur Jahreszeiten sondern ferne Jahrhunderte auferstehen. Schlicht beeindruckend und genial.
Eine der Hauptattraktionen bilden die Überreste des Grauballe-Menschen. Konserviert liegt dort in einer über mehrere Ebenen konstruierten Ausstellungsfläche der originale Körper eines 1.700 Jahre alten Mannes. Das Moor konservierte den Körper auf gespenstische und wirklich „irre“ Weise. Dier Fund ist ganz nah zu betrachten und die Moorlandschaften und die Geschichte jener Zeit wird überzeugend präsentiert.
Das Moesgaard ist einzigartig. Das Museums-konzept inspiriert MBEM. Unterhaltung im Museum ist möglich! Im Moesgaard gibt es nur einen Nachteil. Die große Vielfalt des Museums ist derart eindrucksvoll, dass ein Besuch nicht genügt um alle Themenbereiche zu erleben.
Das MBEM Team ist begeistert und verleiht 5 von 5 Sternen im Museums-Check. Erlebenswert!
The Irish Emmigration Museum "EPIC" - "digitales Museum" (im Untergrund - 2023)
Zum Staunen: Ein Museum ohne Ausstellungsstücke
MBEM ist beständig auf der Suche nach neuen Trends in Sachen Erlebniswelt und zukunftsorientierter Museumskonzepte. Das EPIC in Dublin, das „Irische Emmigrations-Museum“ qualifizierte sich rasch als Ziel für den neuen MBEM-Museums-Check. Warum „schon wieder“ ein irisches Museum im Test? Irland investiert viel in die ständige Optimierung der Tourismusbranche und dies fördert neue Attraktionen für BesucherInnen aus aller Welt. Das EPIC ist dafür ein Paradebeispiel.
Das Irish Emmigration Museum öffnete 2016 seine Türen und geht auf die private Initiative eines ehemaligen Vorstandes des Coca-Cola Konzerns, Neville Isdell, zurück. Für MBEM bietet dieses große und relativ neue Museum viele wertvolle Inspirationen.
Beginnen wir beim Bauwerk selbst. Hier wurde quasi „recycelt“. Das Gebäude ist eines der wenigen erhaltenen, riesigen Lagerhäuser, direkt am Fluss an den Docklands und direkt in der Innenstadt Dublins. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde 2005 von einer Gesellschaft erworben und für ca. 45 Mio. Euro restauriert und renoviert. Die Pläne der Gesellschaft diesen Ort zu einem Museum und einem gesellschaftlichen Treffpunkt zu machen, scheiterten. Erst viel zu spät wurde festgestellt, dass die Lage am Fluss und das historische Fundament eine ständige Einlagerung zum Beispiel von Museumsartefakten ausschloss. Das Gebäude war schlicht zu feucht. Das völlig Instand gesetzte und riesige Gebäude mit einer Breite von ca. 45 Metern und einer Länge von ca. 150 Metern fand keine Nutzung und wurde von Leerstand geplagt.
Dieses historische Juwel wurde 2013 zum „Schnäppchenpreis“ von circa 10 Millionen Euro von Neville Isdell erworben. 2016 eröffnete das EPIC Museum, als erstes „rein digitales Museum“. 2018 wurde das EPIC zum „European Museum of the Year“ gewählt.
In den Jahren 2019, 2020 und 2021 erhielt es jeweils die Auszeichnung “Europe’s Leading Tourist Attraction“. Wie konnte diese positive Transformation gelingen?
Das Museumskonzept des Irish Emmigration Museum ist ebenso simpel wie bahnbrechend. Es gibt zwei Grundideen: Erstens wird das Museum in den Keller verlegt. Dies bedeutet, die eindrucksvolle, riesige und historische Stahl- und Glaskonstruktion (die Münchens Schrannenhalle nicht unähnlich, nur viel größer ist) wird oben nicht für das Museum genutzt. Hier wird zusätzliches Geschäft durch Läden und Restaurants generiert. Zweitens, das Museum verzichtet eben vollkommen auf historische Ausstellungsstücke. Das EPIC funktioniert fast ausschließlich durch moderne Projektionen oder multimediale Installationen.
Im Keller der historischen Lagerhalle befinden sich 20 unterirdische „Lagerräume“, die zu „Museums-Galerien“ umfunktioniert wurden. Jede der Galerien ist ungefähr ähnlich dimensioniert. Das EPIC folgt einer einfachen Struktur. Jede Galeria besitzt ein Thema und am Ende des „Kellerraums“ oder der Ausstellungsgalerie befindet sich eine Projektionsfläche, ähnlich wie eine Kinoleinwand, nur eben unterirdisch und in einem typischen, runden Kellerarchitektur. Das Museum wirkt in den ersten Räumen (Galerien) begeisternd und visuell packend. Es ist schlicht verblüffend, welche Informationen, Emotionen und Geschichten über mediale Projektion transportiert werden können. Aus Kostensicht ist dieses Museum – in einfachen Kellerräumen – ohne kostenintensive Designbauten oder Museumsartefakte als eher recht günstig einzuschätzen. Umso mehr überrascht allerdings – viele BesucherInnen – der nicht günstige Eintrittspreis von 21.- Euro.
Nach dem Besuch von den ersten Galerien wirkt die repetitive Saalgestaltung jedoch eher ermüdend. Nach den ersten Galerien ist ebenso die Kernbotschaft des Museums „überall und in fast jedem auf der Welt, steckt etwas Irisches“ bereits vermittelt. Es folgen daraufhin keine weiteren Innovationen oder auch inhaltliche Überraschungen. Leider hat sich das Museumskonzept damit früh erschöpft. Auch in den Bewertungen ist öfters zu lesen, dass die Galerien 10-20 nicht mehr viel Neues aufbieten, als die vorherigen Galerien 1-9. Die visuellen und medialen Effekte werden jedoch durchaus in immer wieder abgewandelten Formen eingesetzt.
Interaktion wird im EPIC an vielen Stellen eingesetzt. Es gibt größere Monitore mit Touchscreens (keine Innovation oder Überraschung mehr in einem „modernen“ Museum) und eine Art Ratespiele auf der Kinoleinwand. Hier bemerkt man, dass eine wesentliche Herausforderung moderner, technikorientierter Museen: Die Technik altert blitzschnell. Seit der Eröffnung des Museums vor sieben Jahren gibt es heute digital weiterentwickelte Möglichkeiten zur Interaktion. Jedes Museum repräsentiert letztlich die Technik zur Zeit der Eröffnung – außer die Ausstellungsflächen sich schon beim Entwurf auf häufigeren und vor allem technischen Neuaufbau ausgerichtet. Ein Vorteil der medialen Vermittlung präsentiert das EPIC auf eindrucksvolle Weise: Digitale Projektionen und Präsentation benötigen erstaunlich wenig Platz. Die inhaltlichen Installationen befinden sich zumeist an den Wänden. Es bleibt viel Raum in der Mitte der einzelnen Galerien – auch für die BesucherInnen.
In Bezug zur Bier Erlebnis Welt zeigt sich allerdings ein mächtiger Vorteil der digitalen Technik. Reisen durch die Zeit oder an verschiedenste Orte kann durch Filme und Tricktechnik relativ kostengünstig erreicht werden. Eine Zeitreise einige Jahrhunderte zurück ist per Knopfdruck oder durch Bewegungssensoren rasch gestartet und multimedial und eindrücklich umgesetzt. Das EPIC demonstriert klar die eindrucksvollen Stärken der digitalen Präsentation und Illusion. Bunte Reisen und animierte Flüge durch Raum, Zeit oder Orte bilden großartige Möglichkeiten. Die Bewertungen durch die BesucherInnen sind daher überwältigend positiv, wenn nicht sogar euphorisch. Allerdings merken auch einzelne BewerterInnen an, dass die stetig sich wiederholende „Bilderflut“ auch als „überfordernd“ wahrgenommen werden kann. Aus MBEM-Sich belegt sich, dass ein überzeugendes Museums- oder Erlebnis-Konzept auf Vielfalt und Abwechslung ausgerichtet sein muss. Das EPIC beweist jedoch überzeugend, wie dramatisch die digitalen Möglichkeiten die Museumswelten der Zukunft beeinflussen werden.
Das museale Design folgt stets äußerst speziellen und auch auf das Gebäude und die Ausstellungsträume bezogene, individuelle Entscheidungen. Beim EPIC überzeugt der Mut sich fast ausschließlich auf digitale Multimedia-Technik zu verlassen. Das Ergebnis ist mehr als sehens- und erlebenswert.
n einer Galerie betreten die BesucherInnen eine „fake“ Bibliothek. Allerdings mit überzeugenden, interaktiven Elementen. Einige der „Fake-Bücher“ können berührt und gekippt werden. In diesem Moment ertönt eine über Lautsprecher vorgestellte Geschichte zu Auswanderern aus Irland. Die Bibliothek wird zum Hör-Erlebnis und zur akustischen Entdeckungstour. Gut gemacht!
Auffällig ist der Verzicht im EPIC auf zusätzliche Apparate wie zum Beispiel Kopfhörer, Druckknöpfe oder Tastaturen. Gerade in der digitalen Welt gilt es, potenziell durch zahlreiches Anfassen beschädigbare Elemente zu entfernen. Das einzige, echte „analoge Museumselement“ im EPIC sind in jeder Galerie die „Stempel-Ecken“. In jedem Raum steht ein Pult auf dem ein mehrere, echte Stempel befestigt sind – für den EPIC Passport.
Der am Eingang erhältliche, ebenfalls „analoge“, d.h. aus Pappe bestehende „EPIC Passport“ kann dort mit „Reise-Stempeln“ versehen werden. Interessanter Weise findet diese Stempel-Ecke rege Nutzung. Die BesucherInnen scheinen „echte Interaktion“ wert zu schätzen. Es waren nicht nur die Kinder, sondern BesucherInnen jeden Alters zu beobachten, die fleißig die Stempel-Ecken aufsuchten.
MBEM vergibt für das EPIC 3 von 5 Punkten. Das digitale Konzept setzt derzeit Maßstäbe. Die Nutzung von Kellerräumen für das EPIC wirkt teilweise genial. Allerdings mangelt es eindeutig an Abwechslung in der Darbietung. Eine echte Erlebniswelt benötigt auch persönliche Gegenstände und Bezüge zur den dargestellten Geschichten. Nicht alles kann nur über Monitore erfasst werden - „Anfassen“ macht doch Spaß.
Titanic Belfast, Nordirland (2022) - weltweite "Experience Best Practice"
Mit dem Bau der Titanic Belfast ist der nordirischen Hauptstadt Belfast ein größeres Wunderwerk gelungen. Mit einer wuchtigen Vision, anzuerkennendem Mut und dem starken Willen erneut historisches zu erschaffen, wurde 2012 eine Erlebniswelt rund um die RMS Titanic auf dem Gelände der Belfaster Werft eröffnet.
Belfast litt seit Jahrzehnten vor allem durch den erbitterten und blutigen Irland Konflikt unter einem negativen, touristischen Image. Bis zur Eröffnung der neuen Weltattraktion vermieden Besucher die Hauptstadt Nordirlands, während das wenig entfernte Dublin sich höchster Beliebtheit bei BesucherInnen aus aller Welt erfreute.
Die Planungen von Stadt und Staat begannen 2004. Die Idee lautete, auf dem ehemaligen Dockgelände, auf dem einst das größte und unbestreitbar berühmteste Schiff der Welt gebaut worden war, eine moderne und sehenswerte Touristenattraktion zu bauen. Heute kann das Ergebnis als eines der erfolgreichsten „Phoenix aus der Asche“ Bauvorhaben für Modernisierung und Wiederbelebung einer ganzen Stadt gelten. 2016 wurde die Titanic Belfast mit dem Titel „Best Tourist Attraction“ weltweit ausgezeichnet. Es wurde Zeit, dass MBEM das Werk genauer unter die Lupe nimmt.
Das Bauwerk ist von weitem zu sehen und besticht durch eine spektakuläre Architektur. Vier mächtige Kanten, die der Form eines Schiffsbugs nachempfunden sind, ragen strahlend über das ansonsten flache Dockgelände. Die Höhe der Bugspitzen beträgt genau 38 Meter und illustriert damit die originale Höhe des Rumpfes der ehemaligen Titanic, der genau an jener Stelle erbaut worden war.
Die äußere Fassade des unregelmäßig, sternförmigen Gebäudes wird von einzigartigen Aluminiumpaletten geprägt. Diese Platten verleihen dem riesigen, fünfstöckigen Gebäude eine überraschende Leichtigkeit und Dynamik. Im Verlauf des Tageslichtes können die BesucherInnen bewundern, wie diese fest installierten Aluminiumpaletten das Licht verschieden reflektieren und sich fast wie die Wellen des Meeres zu bewegen scheinen. Dieser irre Effekt wurde durch 3.000 einzelne Paletten erreicht, die ca. vier Meter lang, individuell geformt und in unterschiedlichen Winkel an der Fassade befestigt wurden. Diese architektonische Sensation kann nur als großartig bezeichnet werden. Wie bei einem Diamanten scheinen die Reflexionen das mächtige Gebäude zum Leben zu erwecken.
Neben dem Bau ist aus einer einzelnen Stahlplatte, wie sie für den Bau des Rumpfes der Titanic verwendet wurden, der Namenszug Titanic geschnitten worden. Die Titanic Stahlplatten waren ca 9 Meter lang und fast 2 Meter hoch. Typisch für die Titanic Experience ist, die Tatsache, dass sich bereits im Außenbereich zahlreiche Informationen zum Schiff befinden. Die Route der verhängnisvollen Fahrt ist maßstabsgetreu auf dem Boden abgebildet und selbst Sitzflächen repräsentieren Eisberge oder Morsesignale. Direkt vor dem Gebäude erstreckt sich das Dock in dem die Titanic 1909 bis 1911 erbaut worden war. Aus dem Inneren der Titanic Experience blickt man auf das fast 300 Meter lange Areal. Dort befindet sich auch ein Mahnmal mit den Namen aller Opfer des Titanic Untergangs. Zusätzlich wird an die Arbeiter erinnert, die beim gefährlichen Bau der Titanic ihr Leben verloren.
Die MacherInnen der Titanic Belfast haben viel Energie und Aufmerksamkeit darin investiert, bereits den Außenbereich der „Erlebniswelt“ eindrucksvoll zu gestalten. Einzigartig. Toll!
Die Erlebniswelt der Titanic Belfast führt die BesucherInnen durch eine aufregende Reise vom Belfast der 1910er Jahre, über die Konstruktion des Schiffes auf den Docks, durch das fertig gestellte und luxoriöse Innere der RMS Titanic und führt von der Jungfernfahrt bis zur heutigen Ruhestätte tief unter der Meeresoberfläche.
Teil dieser einzigartigen Erlebniswelt sind ein Fahrgeschäft, das eine original große Nachbildung des Schiffsruders umrundet, ein Kinosaal der Aufnahmen vom Schiffswrack eindrucksvoll vor Augen führt und eine aufwendige Installation mit der das versunkene Wrack gespenstisch real unter den eigenen Füßen hindurch gleitet. Die gewonnenen Eindrücke sind bemerkenswert und tief berührend.
Wir entdecken, dass zum letzten Mittagessen am Tag des Untergangs im Restaurant der RMS Titanic als Getränk frisch gezapftes, „eisgekühltes Münchner Lager“ angeboten wurde. Geschichte wird beklemmend real.
Die MacherInnen haben zahlreiche interaktive Elemente eingebaut und ermöglichen den BesucherInnen selbstständig auf Entdeckungssuche nach weiteren Einsichten und Information zu gehen. Die Bedienung ist intuitiv und einfach. Die zusätzlich gewonnenen Inhalte wertvoll. Eine 180 Grad Projektion erweckt die riesigen Innenbereiche des Schiffs-inneren zum Leben. Plötzlich fühlt sich jede*r BesucherIn an Bord. In einem besonderen Raum mit Glasfassade öffnet sich der Blick zum ehemaligen Dock. Ausstellung und der reale Außenbereich verschmelzen eindrucksvoll. Der Tag des Stapellaufs als Kernelement der Ausstellung.
Original getreue Nachbildungen von Kabinen ermöglichen Einblicke in die gewaltigen Unterschiede der damaligen Reiseklassen. Das tödliche Schicksal der Jungfernfahrt wird mit Morse Notsignalen und riesigen Grafiken des zum Teil untergegangenen Dampfers deutlich illustriert. In einem großen Kinoraum tauchen wir hinab unter die Meeresoberfläche. Originale Aufnahmen vom Wrack der Titanic machen auf großer Leinwand sprachlos. Direkt unter dem Kino zieht eine aus tausenden von Einzelbildern konstruierte Animation des Wracks auf dem Meeresgrund unter den Füßen der BesucherInnen hindurch. Unbeschreibliches Wow!
Die Titanic Belfast ist DAS Beispiel für eine einmalige Erlebniswelt. Bleibende Eindrücke auf allerhöchstem Niveau! Weltweite Bestnoten!
Biomuseo, Panama City, Panama (2018)
Inspiration und Vergleichsmaßstäbe für die zukünftige Bier Erlebniswelt in München holten sich die MBEM e.V. Vorsitzenden bei spektakulären Neuerungen in der Welt der Museen. Die Erkundungsreisen in 2018 führte das Vorstandstrio nach Panama und New York City.
In der mittelamerikanischen Metropole Panama City steht seit 2014 ein architektonisches Museumsjuwel, welches in Mut, Unvergleichlichkeit und Wow-Faktor kaum zu übertreffen ist. Das Biomuseo wurde vom Stararchitekten Frank Gehry entworfen. Mit der intelligenten und einzigartigen Verbindung von Außen- und Innenräumen betrugen die Planungskosten ca. EUR 50 Mio. (auch wenn es am Ende EUR 85 Mil. kostete).
Das Biomuseo verwandelte erfolgreich ein ehemals verkommenes Stadtareal zu einer der meist besuchten Stadtattraktionen. Im Erscheinungsbild erinnert es an ein buntes Kartenhaus, innen überrascht es mit großzügigen Räumen, die in der Höhe beeindrucken und Großzügigkeit ausstrahlen. Ein Hingucker gefüllt mit Erlebniswelten zur Biovielfalt Mittelamerikas.
Die Austellungskonzepte des Biomuseo bestätigen die um alle Sinne kreisenden MBEM Planungsansätze: Detailreiche Gartenanlage, Multimedia Projektionen und Austellungsobjekte zum Begehen, Anfassen und Staunen. Im Mittelpunkt stehen lebensgroße Tiergestalten wie diese vor Millionenjahren durch Panama streiften. Die Größe der Gestalten und die museale, weiße Stilisierung beeindrucken jeden Besucher von nah und fern.
Fünf von acht Gallerien sind heute eröffnet. Ein riesiger Raum mit Projektoren an allen Wänden und der Decke präsentiert die Vielfalt von Arten, Pflanzen und Landschaften in Panama - beste Erlebniswelten! Konzept, Präsentation und das überwältigende, heitere und mutige Design überzeugen. Dank der schlichten, jedoch beeindruckenden Konstruktion von bunten Stahlplatten konnten die Baukosten erstaunlich gering gehalten werden.
Das Gebäude befindet sich auf einer im Meer aufgeschütteten Landzunge. Zu zwei Seiten von Meer umgeben, eingebettet in eine Gartenstruktur, erhebt sich der Bau wie eine mittelamerikanische Fata Morgana vor Panama Stadt empor. Innen eröffnen sich sehenswerte Themenwelten zur Fauna und Flora von Panama - vom Anbeginn der Zeit bis zu den Umweltbedrohungen heute.
In einer außerordentlichen Sitzung der MBEM e.V. Vorsitzenden studierten und diskutierten wir Architektur, Museumskonzept und einzelne Elemente der Biomuseo Präsentation. Wir vergeben 5 von 5 Punkten im MBEM Museums Check!
Kernpunkt des Erfolges bildet die Auswahl des Architekten. Es benötigt einen weltweit erfolgreichen und erfahrenen Star wie Frank Gehry um Meisterwerke wie das Biomuseo zu erschaffen.
Wir fragen uns, wie es MBEM e.V. schaffen könnte Frank Gehry für unsere Münchner Bierwelt als Architekten zu interessieren und zu gewinnen?
Landesmuseum Zürich, Schweiz (2020)
Das Landesmuseum Zürich eröffnete nach 20 Jahren Planung 2016 den modernen Erweiterungsbau. Die Pläne für diesen Neubau und die Museums-Erweiterung erstreckten sich mehr als 100 Jahre. MBEM war gespannt, welche Akzente das neue Museumsteam setzt.
Im MBEM Museums-Check besuchten wir zwei ständige Ausstellungen und eine Sonderausstellung.
Sonderausstellung „Stereomania – Die Schweiz in 3D“: In dem abgedunkelten Ausstellungsraum bemerkt jede*r Besucher*in, dass jung und modern als Motto gilt. Aufgeklappte Bücherattrappen erstrahlen mit leuchtenden, digitalen Illustrationen. Zahlreiche Personen halten Displays in den Händen.
Die Mitte des Raumes dominiert ein langweilig aussehendes Bergrelief. Bei genauerer Betrachtung entdecken wir, dass erst die bereitstehenden Displays, dem Relief die Geheimnisse entlocken. Die Bedienung verlangt keine Kenntnisse. Sobald ein Display in Richtung des Bergrelief zeigt, erscheinen magisch die Namen von Orten und Berggipfeln. Das Display verändert sich sobald man sich entlang des Reliefs bewegt. Wir fliegen quasi blitzschnell über die Gipfel und Täler des Schweizer Mittellandes. Es funktioniert mit Schweizer Präzision. Umso bemerkenswerter, denn die Ausstellung dauert nur drei Monate.
Beim Eintritt in die Dauerausstellung zur Geschichte der Eidgenossenschaft grüßt erneut ein Relief – dieses Mal von der Wand. Neben der schmucklosen Dekoration läuft eine digitale Uhr, die rückwärts zählt. Daneben hängen kleine Lautsprecher die an die Ohren gehalten werden können. Als die Uhr auf null schaltet, wird die Wand zur Projektionsfläche. In kurzweiligen drei Minuten huschen sehr durchdacht arrangierte Symbole, Linien und multimediale Elemente über die Wand. Kein Film, sondern eine informative und klug durchdachte Präsentations-Show.
Historische Ereignisse, Handelsrouten und wesentliche Orte werden regional zugeordnet und zielgenau auf die 3D-Karte projektiert. Die attraktive und unterhaltsame Show ersetzt, was früher auf mehreren lang-weiligen Schautafeln dargestellt wurde. Digital öffnet neue Welten!
Der sensationelle Goldschatz von Erstfeld bildet den Kern des ständigen Museums. Archäologie folgte über Jahrhunderte hinweg dem Prinzip von Fundstück und Vitrine. Die Züricher Vitrinen entfachen jedoch Staunen. Neueste Technik zieht Besucher*innen an. Die Vitrine des Goldschatzes aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. besitzt eher schlichtes Design.
Die besondere Wirkung entsteht überraschend. Hinter den vier keltischen Halsringen beginnt das Museums Erlebnis. Auf der rückwärtigen Glasscheibe erstrahlt eine moderne Animation. In flinker Bildfolge huscht ein historischer Comic vorüber. Die einstigen Besitzer der goldenen Halsringe werden zum Leben erweckt und begrüßen die staunenden Betrachter*innen. Ein echter Hingucker. Welch cooler Museums Design.
Für die Archäologie lassen die Museumsmacher ebenso die verschwundene Naturwelt zur Zeit der Kelten aufleben. Den hinteren Ausstellungsbereich ist ein Raum mit Leinwand und Vielem zum Anfassen und Be-Greifen. Die interaktive Entdeckungstour lässt einen z.B. Getreidearten erraten oder Tierknochen zuordnen. Der eigentliche Clou liegt auf dem Boden. Je nachdem, auf welche Markierungen man steht, folgt eine andere Comic-Illustration auf der Leinwand. Z. B. huschen Wölfe oder Gewitterstürme vorbei. Archäologie wird mit allen Sinnen erlebbar.
Das Landesmuseum setzt neue Maßstäbe in die Interaktion mit Besucher*innen. Abwechslung und Innovation sind Trumpf! Toll: Die Dauerausstellungen wirkt auch fünf Jahre nach der Eröffnung aktuell und modern. Die Projektoren sparen Geld und Platz und sind wartungsarm. Zusätzlich ermöglichen diese Illustration einen schnellen Wechsel von Inhalten. Der Ideenreichtum der Museums- und Ausstellungsmacher fasziniert.
Die neuen Museumspräsentationsarten sind höchst relevant für die zukünftige Bier Erlebnis Welt. Z.B. Eintauchen in die verborgene Welt der Bierkeller, Auferstehen historischer Ereignisse rund um Münchens Bier und ein Erlebnis von regionalen Zutaten oder Brauweisen.
Das Landesmuseum Zürich weist neue Wege für die Museen der Zukunft!
Haus der bayerischen Geschichte, Regensburg (2021)
Eindruck schindet das Museumsgebäude. Alles an dem Gebäude wirkt, verglichen mit den historischen, kleinen Häuschen der Weltkulturerbe Stadt Regensburg, riesig und vielleicht sogar deplatziert. Das Ufo des von der Bayerischen Staatsregierung in München beschlossenen HdbG landete am Donauufer im Juni 2019.
Die Architektur zeigt auffällige Parallelen zu Meilensteinen moderner und Eindruck schindender Bauwerke. Es gibt außer in der monumentalen Lobby, keine Fenster. Dafür ein umso größeres, verglastes Loch in der Fassade, welches blumig als Domfenster bezeichnet wird. Warum ein Museum für bayerische Geschichte einen besonderen Bezug zu Regensburg berühmtesten, kirchlichen Bauwerk besitzen soll, ist unbekannt.
Im Inneren wuchtet ein weißer Lobby-Saal, der nach drei Seiten verglast wurde. Wenn es darum ging, jeder Besucher*in die eigene Bedeutungslosigkeit im Vergleich zur Großartigkeit bayerischer Geschichte vor Augen zu führen ist das überzeugend gelungen.
Die prägenden Spuren der Menschen sucht man vergeblich. Leider ein Eindruck, der sich im ganzen Bauwerk manifestiert.
Dennoch, das Gebäude beeindruckt. Größe ist eben doch entscheidend.
Mit einer langen, steilen Rolltreppe geht es zur ständigen Ausstellung. Die Show startet 1806. Das Datum ist königlich zu erklären, und Könige begleiten die Besucher*innen. So beginnt die Show mit Porträts von Königen und endet mit der Büste eines CSU-Politikers, der sich als solcher gern hat feiern lassen. Normale Bürger*innen leider haben im HdbG keinen Platz erhalten. Ein Eindruck, der zum Nachdenken anregt: Geschichte ohne Menschen, insbesondere ohne Frauen.
Jedes Museum entscheidet über das eigene Konzept und Exponate. Im HdbG fällt leider auf, dass Maschinen, Herrscher und Sport die Geschichte Bayerns prägten, laut der Dauerausstellung.
Wo bleibt die Würdigung der bayerischen Vielfalt? Wo die Erinnerung an die große Anzahl von Vergessenen die Bayern prägten? Darunter, als beliebige Beispiele genannt z.B. Emmy Noether (Mathematikerin) oder Christl-Marie Schultes (erste Pilotin)? Das im HdbG geprägte Geschichtsbild hängt leider schief und wirkt aus der Zeit gefallen.
So modern, faszinierend und inspirierend das Gebäude, desto diskussionswürdiger die Auswahl von Themen und Exponaten. Wir begeistern uns an der echten, von König Ludwig II, bei seinem unnatürlichen Tod im Starnberger See getragene und mit dem Todeszeitpunkt stehen gebliebene Taschenuhr. Der Prunkschlitten König Ludwigs II ist einmalig und wird wirkungsvoll präsentiert. Können diese Exponate, zusammen mit einem Militärrock von Bismarck jedoch die bayerische Geschichte bestens darstellen?
In einem überraschenden Nebenraum erleben wir das Urgestein Sepp Maier auf der Leinwand. Der Raum als Fußballstadion unglaublich kreativ hergerichtet, zeigt einen Film und feiert den FC Bayern München. Im Film findet sich keine Erwähnung von Frauen Fußball. Es fehlt jede Erwähnung der mannigfaltigen Vielfalt bayerischen Sports. Statt Begeisterung, bleibt ein fader und maroder Nachgeschmack.
Die Präsentation wirkt modern, reicht an heutige, innovative Museen leider nicht heran. Die Gestaltung wirkt aufwendig und teuer. Lobend sind Mitmach-Ecken, in denen Kostüme zur Anprobe bereitstehen. Ein netter, aber auch müder Gag auf Niveau von Volksfesten. Doch dass dem sog. „Flug zum Mond“ von Karl Valentin und Liesl Karlstadt gefühlt 20 Meter Ausstellungsfläche gewidmet werden, während, direkt daneben der Nationalsozialismus in eine winzige Schauecke gezwängt wird, in der nicht einmal zwei Personen Platz finden, kann nicht als museal gelungen deklariert werden. Wo bleibt die würdige Erwähnung des ersten und ermordeten bayerischen Ministerpräsidenten, Kurt Eisner? Wo eine nüchterne Auseinandersetzung mit der ultra-konservativen und reaktionären Bewegung, die grausam die Räterepublik nieder knüppelte? Der Verbindung zwischen den erzkonservativen, bayerischen Kräften und dem Aufstieg des Nationalsozialismus in Bayern wird keinerlei Beachtung geschenkt.
Gesamthaft wirkt es als ob im HdbG eher den Ereignissen gedacht wird, die als Triumph gefeiert werden können. Nur so ist zu erklären, dass die olympischen Sommerspiele 1972 groß und deutlich einen Platz erhielten, aber die olympischen Winterspiele 1936 irgendwie unter dem (nicht vorhandenen) Teppich verschwanden?
Die Oberflächlichkeit wird besonders sichtbar an den zahlreichen Automobilen. Sind wir in einem Verkehrsmuseum? Als Musik dröhnt zuvor Wagner und Orff’s dramatischer Chor aus Lautsprechern - für alle hörbar. Ist dies wirklich alles, was es zur Geschichte Bayerns zu erkunden gibt? Schaffen wir es nicht unseren Kindern mehr über die Nachkriegszeit mitzugeben, als einen US-Jeep? Ebenso verwirrt bleiben die Anhänger der Bierkultur zurück. Bierkrüge ohne thematische oder regionale Auswahl aufzustellen ist schwach. Wir feiern den neuen Aufenthaltsort von Carl Lindes originaler Eismaschine. Doch außer an der Wand aufgehängter Blechschilder von Brauereien gibt es keinerlei Informationen rund ums Bier oder z.B. die Hallertau. Auch die Eismaschine verpufft im beliebigen Kuriositätenkabinett des HdbG.
Uns wird ein oberflächliches Geschichtsbild serviert, das aus dem vergangenen Jahrhundert stammt. Baukosten betrugen ca. 100 Mio. Euro. MBEM freut sich, dass ein eindrucksvoller Bau die Museums-landschaft in Bayern großartig bereichert. Dies zeigt: Große, neue Museen sind möglich! Wer Fan von bayerischen Königen, Autos und dem FC Bayern ist, findet ein cooles Museum vor. Übrigens:
Im HdbG-Laden gibt‘s Allerlei, aber nur wenige, zusätzliche Infos über die bayerische Geschichte. Warum auch... ist doch alles im HdbG?
Whitney Museum of Art, New York City, USA
Spektakuläres Kunstmuseum für EUR 550.- Millionen im ehemals herunter gekommenen Meat-Packing District.
NYC ist die Stadt der Superlative. Auch im Museumsbereich werden ständig neue Maßstäbe gesetzt. Einer dieser beneidenswerten Prachtbauten ist das 2015 eröffnete „neue Whitney“. Erbaut im ehemaligen Schmuddelviertel, ist heute Wahrzeichen eines der trendigsten Stadtareale (Meatpacking District).
Entworfen vom Italiener Renzo Piano erscheint es eher als schmucklose Betonburg der modernen Kunst. Doch kaum betritt man die riesige Eingangshalle mit dominant in Szene gesetzten, mächtigen Fahrstühlen, neben offenem Buchladen und Restaurantbereich, fühlt man sich in einer anderen, spannenden Welt. Das sachliche Design gibt den Exponaten „Raum zum Wirken“ und Besuchern Freiraum zum Entspannen, Ablenken und Denken.
Überraschend komplexe Strukturen aus Glas mit einzigartigen Ausblicken nach draußen bleiben weltweit unvergleichlich. Acht Etagen bieten riesige 4.500qm Ausstellungsfläche.
Auf den obersten 3 Etagen präsentiert sich neben der Kunst die Skyline Manhattans. Ein Kunstmuseum wurde zum ganzheitlichen Kulturtreffpunkt. Genial! Ganz oben gibt es schmackhafte Snacks und lokale Craft Biere.
Perez Art Museum in Miami, Florida, USA -
Hängende Gärten und beeindruckende Architektur begründen neue Innenstadt-Attraktion
MBEM e.V. sucht stets nach Inspriration und Beispiele für akzentsetzende Museen und Erlebniswelten. In Miami bietet das 2013 eröffnetet Pérez neue Horizonte und einzigartige Besuchserlebnisse.
Auf einer ehemaligen „Baulücke“ in der Innenstadt von Miami (direkt neben einer mehrspurigen Autobahnbrücke) wurde ein architektonisch bemerkenswertes Bauwerk geschaffen.
Als ausführendes Architekturbüro zeichnen die Schweizer Herzog & De Meuron verantwortlich. Herzog & de Meuron sorgten bereits in Deutschland z.B. mit der Allianzarena oder der Elbphilharmonie für höchste Aufmerksamkeit.
Einen gestalterischen Höhepunkt bilden im Art Museum die hängenden Gärten an der Außenfassade. Über die gesamte Höhe des Gebäudes erstrecken sich riesige, begrünte, lebendige und an Baumstämme erinnernde Attraktionen. Ungewöhnlich und sehr sehenswert! Neue Ideen denken!